Bildung in Großbritannien
Ein Spaziergang durch die Straßen einer britischen Stadt am frühen Nachmittag, bietet in flüchtiger Betrachtung einen lieblichen Anblick. Schüler verlassen in traditioneller Schuluniform ihre Bildungsstätte und scheinen brav und ambitioniert ihren verdienten Freizeittätigkeiten entgegen zu schlendern. Ein Parlamentsbericht aus dem Jahr 2010 zeigte jedoch die erschreckende Wirklichkeit hinter dem hübschen Anblick: Über die Hälfte der britischen Staatsbürger weisen erhebliche Schreib- und Rechenschwächen auf.
Die bildungsspezifische Kluft in der britischen Gesellschaft, welche ebenfalls in den Krawallen von London des Jahres 2011 ihren Niederschlag fand, geht zunehmend auf das Selektionsprinzip des britischen Bildungssystems zurück. In diesem Kontext unterscheidet man zwischen sogenannten Comprehensive Schools, Grammar Schools und Independent Schools. Jedoch ist es, ähnlich zur bildungspolitischen Situation in der Bundesrepublik Deutschland, schwierig eine einheitliche Bildung zu charakterisieren, da die Länder Schottland, Wales und England diese Entscheidungen weitestgehend unabhängig treffen. Nichtsdestotrotz ähneln sich die Bildungssysteme in ihrer Grundstruktur und sehen für Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren eine obligatorische Schulpflicht vor.
Mit der Absolvierung der Primary School kann der Schüler entscheiden, auf welchem Weg er zur Universitätsreife herangeführt werden möchte. Generell werden die Schuljahre dabei in Trimester aufgeteilt, welche durchschnittlich neun bis zwölf Wochen andauern und durch zweiwöchige Ferien unterbrochen werden. Comprehensive Schools, Grammar School und Independent Schools bieten dem Schüler in gleicher Weise die Möglichkeit die Zugangszulassung zum Universitätsbetrieb zu erlangen. Laut Statistiken ist die Erfolgswahrscheinlichkeit an einer privat finanzierten Independent School jedoch weitaus höher als an staatlich betriebenen Bildungsstätten. Dieser Fakt regt regelmäßig kontroverse Debatten zur Frage nach der sozialen Gerechtigkeit des traditionellen britischen Bildungsideals an.
Das Hochschulwesen beginnt dabei in Großbritannien für gewöhnlich mit einem bachelor's degree, der in Kurse mit jeweiligen Examensprüfungen aufgeteilt ist und eine Regelstudienzeit von drei Jahren vorsieht. Der master's degree ist auf wissenschaftliches Arbeiten ausgerichtet und sieht mitunter selbstständige Forschungstätigkeit voraus. Der höchste universitäre Grad ist der sogenannte Ph.D, welcher den Träger ebenfalls dazu berechtigt, an einer Universität zu lehren.