Bildung in Europa: Fallbeispiel Frankreich
Frankreich nimmt in Europa eine zentrale Rolle ein. Es gehört zu den Gründerstaaten der Europäischen Union und steht mit ca. 540.000 qkm Fläche und etwa 63 Mio. Einwohnern im europäischen Ländervergleich an dritter Stelle.
Die schulische Bildung beginnt in Frankreich mit der école maternelle, einer Vorschule, die ab dem 2. Lebensjahr freiwillig besucht werden kann. Sie zählt zur ersten Stufe der Schulzeit, da die Kinder schon gezielt gefördert und auf die Grundschule vorbereitet werden. Die Schulpflicht nimmt danach ihren Anfang in der école élementaire (Grundschule), die 5 Jahre dauert. Ihr schließt sich des collège (untere Sekundarstufe) an. Nach 4 Jahren erlaubt der erfolgreiche Abschluss, den Besuch eines lycées (Gymnasium/höhere Sekundarstufe). Man kann zwischen allgemeinen, technologischen und berufsbildenden Gymnasien wählen, auf denen die Schüler nach 2 bis 3 Jahren ihre Hochschulreife erlangen können. Das allgemeine Abitur ist in Frankreich am höchsten angesehen und bietet die besten Berufsaussichten. Das Fachabitur erlaubt den direkten Einstieg in das Berufsleben. Kritisch wird hier aber der abrupte Übergang von Theorie zur Praxis gesehen. Mit Erlangung der Hochschulreife steht den Abiturienten das gesamte französische Hochschulwesen offen, um ihre Bildung in Frankreich in Form eines Kurz- oder Langzeitstudiums zu vertiefen. Neben den staatlichen Universitäten gehören dazu auch die Elite-Hochschulen (grandes écoles), die aufgrund ihrer drastischen Auswahlverfahren nur ca. 10% der Gymnasialabgänger zulassen.
Während in anderen europäischen Ländern noch viel über die Einführung von Ganztags- oder Eliteschulen diskutiert wird, sind diese ein fester Bestandteil der Bildung in Frankreich. Studien haben gezeigt, dass Frankreich im europaweiten Vergleich zwar auf die wenigsten Schultage kommt, dafür aber die höchste Schulstundenanzahl aufweist. Der enorme Leistungsdruck, der schon früh auf die Schüler und späteren Studenten ausgeübt wird, verstärkt sich zunehmend im Hochschulbereich. Neben den strengen Aufnahmekriterien der Eliteschulen weisen auch die Universitäten hohe Durchfallquoten auf.